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Expertenrat

Wie ist ein bestehendes Dach mit diffusionsdichter Bitumenbahn richtig zu dämmen?

Frage von S. E. am 30.11.2016 

Das Dachgeschoss unseres EFH, freistehend, 2 Vollgeschosse, Baujahr 1969 soll gedämmt werden. Das Dachgeschoss ist bisher weder gedämmt noch ausgebaut. Es ist über eine Zimmertür und Holztreppe aus dem Flur erreichbar und soll später ausgebaut werden. Hierdurch scheidet das Dämmen der obersten Geschossdecke aus. Daher beabsichtigen wir zurzeit das Dach mit einer Zwischensparrendämmung zu dämmen. Eventuell kann diese durch eine Untersparrendämmung ergänzt werden.

Das Dach hat einen Neigungswinkel von ca. 35° und weist folgenden Aufbau auf: Tonziegel, Lattung/ Konterlattung/Hinterlüftung, Unterspannbahn aus Bitumendachbahnen, Sparren 60x150, einseitige Sparrenlänge liegt bei 9m, die Bitumenbahnen sind überlappend verlegt, jedoch nicht winddicht verklebt.

Das Dach scheint aus dem Erbauungsjahr zu sein, da es aber noch intakt ist, soll es aus finanziellen Gründen vorerst nicht erneuert werden. Diese Maßnahme ist in ca 10 Jahren geplant. Folglich soll nun eine ENEV-konforme Lösung gefunden werden.
Unser Dachdecker hat die Licht-Ziegel entfernt und einen Trockenfirst nachgerüstet, sodass eine Belüftung von der Traufe beginnend bis zum First möglich ist. Im Bereich der ehemaligen Licht-Ziegel sind nun noch Löcher in der Unterspannbahn. Seiner Meinung nach kann die Bitumenbahn bleiben, dann müssen aber 1-2cm Hinterlüftung zwischen Bitumen und Wärmedämmung berücksichtigt werden.

Die Meinungen meiner Energieberater sind unterschiedlich. Einer schlägt vor die Bitumenbahn gänzlich zu entfernen und eine diffusionsoffene Unterdeckung zu verlegen, dafür muss aber das Dach runter, also die ganz große Lösung. Der zweite Berater schlägt vor trotz Bitumenbahn eine Volldämmung zu wagen, da das DG im Trockenbau ausgebaut werden soll und durch eine Klimamembran eine Umkehrdiffusion und damit Rücktrocknung erfolgen könne.

Meine Idee: Die Sparren sollen durch Aufdoppeln mit unbehandelten Kreuzrahmen 60x60 bzw. 60x80 auf eine Gesamtbreite von 210 mm bzw. 230 mm gebracht werden. Anschließend soll Mineralwolle WLG 035 in der Stärke 180mm oder 200 mm eingepasst werden und mit einer variablen Klimamembran (Isover Vario oder Intello) luftdicht verschlossen werden. Durch diesen Aufbau sollte ein U-Wert von mindestens 0,22 realisiert werden können.

Zudem soll durch diesen Aufbau eine Hinterlüftung der Isolierung von mindestens 30 mm u.U. sogar 50 mm gewährleistet werden, um die Problematik der diffusionsdichten Bitumen Unterspannbahn temporär zu lösen. Optional habe ich über den gefachweisen Einzug einer diffusionsoffenen Unterspannbahn mit 30 mm Hinterlüftung zur Bitumenbahn nachgedacht. Bei einer späteren Dachsanierung kann dieser Bereich dann entfernt und nachgedämmt werden, z.B. Holzfaser. Gleichzeitig würde dieser Aufbau meiner Meinung nach auch das Restrisiko für Tauwasser bis zur vollständigen Sanierung minimieren.

Meine Frage: Auf welche Meinung kann man nun vertrauen?
Ist eine Volldämmung ohne Hinterlüftung, aber mit Klimamembran sinnvoll?
Reicht eine Hinterlüftung von 30 mm aus? Sind 50 mm überdimensioniert? 

Antwort von Andreas Skrypietz von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU)  

Vielen Dank für die ausführliche Beschreibung Ihres Problems. Unter bauphysikalischen Gesichtspunkten ist die beschriebene Konstruktion eine kleine Herausforderung. 


Gibt man diese Konstruktion in ein Berechnungsprogramm ein, so erhält man sowohl in der Variante mit einer Hinterlüftung als auch in der Variante ohne Hinterlüftung das Ergebnis, das in der Konstruktion zu viel Tauwasser anfällt und sie somit nicht zulässig ist. 


Das Problem aus bauphysikalischer Sicht ist die diffusionsdichte Bitumenbahn. Statt der vorgeschlagenen Isover Vario oder Intello Dampfbremse müssten Sie eine echte Dampfsperre einbauen, dann sind Sie feuchtetechnisch auf der sicheren Seite. Ob man allerdings eine Dampfsperre perfekt eingebaut bekommt, habe ich immer meine Zweifel und bevorzuge auch aus diesem Grund diffusionsoffene Lösungen. 


Ich persönlich würde in Ihrer Situation Folgendes machen: Die Sparren auf 230 mm aufdoppeln, eine feuchteadaptive Dampfbremse einbauen, die Gefache mit einer Hinterlüftung von 3 cm dämmen, zum Beispiel mit der beschriebenen 035 Mineralwolle, im Trauf- und Firstbereich von jeweils drei Sparrenfeldern pro Dachseite würde ich Messfühler für ein Holzfeuchtemessgerät installieren und mit Kabeln nach innen führen. 


Hier würde ich zwei bis dreimal im Jahr die Holzfeuchte der Sparren messen, ob diese nicht dauerhaft über 20% steigt. In 10 Jahren, wenn das Dach von außen saniert wird, kann die Messtechnik wieder entfernt und das Dach entsprechend nachgedämmt und fachgerecht geschlossen werden; wie gesagt, so würde ich vorgehen. Ob dies für Sie eine Alternative sein kann, kann ich ohne Kenntnis der Örtlichkeiten nicht beurteilen.

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