x
Expertenrat

Kann ich die Fenster in meinem Haus trotz Wärmebrücke am Sturz tauschen?

Frage von Herr Z. am 26.06.2016 

Wir haben ein MRH aus 1986 und würden gerne die Fenster austauschen. Der U-Wert der Außenwand beträgt 0,66 w/m2k. Die Fensterstürze liegen bei 0,97 w/m2k. Könnte man hier 3-fach verglaste Fenster einbauen ud 0,92. Ich denke, auf den U-Wert des Sturzes müsste man ca. 3% draufrechnen, da die Berechnung von 1986 stammt.

Würde es zu Schimmelproblemen kommen? Energieberater sagt Nein, da es in jedem Haus Wärmebrücken gibt. KfW-Forderung besagt doch, dass das Fenster den schlechtesten U-Wert haben soll. Der uf des Fensters beträgt 1,0 w/m2k. 

Antwort von Dipl.-Ing. Frank Nowotka 

Ich sehe keinen Grund, die von Ihnen ausgewählten 3-fach verglasten Fenster nicht einzubauen. Bei Nichteinbau würden Sie auf eine deutliche Verbesserung der Behaglichkeit und eine wichtige Maßnahme zur Energieeinsparung verzichten. Der U-Wert der Außenwand ist kleiner als der UW-Wert der neuen Fenster. Das mit dieser Forderung zu erreichende Ziel, nämlich die Verhinderung des Tauwasserausfalles, wird damit pauschal erfüllt.

Nun liegt es in der Natur der Sache, dass bei älteren Wohnhäusern Wärmebrücken an kritischen Bauteilanschlüsssen vorhanden sind. Dazu zählen der Fenstersturz, die Fensterlaibungen, eine eventuell vorhandene Heizkörpernische, der Auflagerbereich von massiven Decken, die Außenwandecken u.a.. Durch den Einbau der neuen Fenster wird bei gleichbleibender Feuchtebilanz tatsächlich das Risiko erhöht, dass im Bereich der genannten Wärmebrücken das Wachstumskriterium für Schimmelpilze erfüllt wird (Oberflächenfeuchte von 80% unmittelbar über dem Substrat). Ursache ist hier vor allem der Aspekt, dass die Kondensationsfläche Scheibe der alten Fenster verschwindet. Somit fehlt eine Indikator, der eine hohe Raumluftfeuchte und damit Lüftungsbedarf anzeigt (Beschlagen, Tröpfchenbildung, Eisblumen), wodurch oftmals eine verspätete Reaktion einsetzt (Fenster auf).

Hier könnten Sie gegensteuern, indem Sie sich für jeden Raum ein digital anzeigendes Hygrometer beschaffen, welches sinnvollerweise mit einer Alarmfunktion ausgestattet ist (Alarm bei etwa 55%). Wird bei Erreichen des Alarmpunktes mit weit geöffneten Fenstern gelüftet, ist die kritische Situation rasch beseitigt. Gegensteuern könnten Sie auch, indem problematische Oberflächen mit einer Innendämmung versehen werden. Dadurch kommt es zu einer Temperaturanhebung unmittelbar über den Bauteilen, wodurch sich die Raumluft nicht so stark abkühlen kann. Letztere Maßnahme verringert aber nicht die absolute Raumluftfeuchte. Daher sind leicht veränderte Lüftungsgewohnheiten, durch Hygrometer unterstützt, empfehlenswert.

Schritte zur Gewährleistung eines ausreichenden Luftwechsels werden übrigens als mögliche flankierende Maßnahmen des Fenstereinbaus in den KfW-Mindestanforderungen genannt.

War die Antwort für Sie hilfreich? Dann können Sie unserem Redaktions- und Expertenteam gerne einen Kaffee spendieren!

Wollen Sie bei Sanierung und Förderung auf dem Laufenden bleiben? Dann abonnieren Sie doch einfach unseren Newsletter!


Bitte beachten Sie: Unser Expertenrat "aus der Ferne" kann den Vor-Ort-Termin mit einem Energieberater oder Sachverständigen nicht ersetzen. Wir beantworten alle Fragen nach bestem Wissen, aber nicht rechtlich verbindlich, und übernehmen keine Haftung. Die Experten liefern einen Anhaltspunkt, wie eine Lösung des jeweiligen Problems aussehen könnte und welche Fragen der Hausbesitzer dazu noch klären muss.
 
 
 
 

Energieberater-Suche

Finden Sie Energieberater, Handwerker und Sachverständige vor Ort

 
 

Newsletter-Abo