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Expertenrat

Ich möchte Fassade und Fenster eines Holzhauses sanieren. Worauf muss ich dabei achten?

Frage von Peter W. am 22.04.2019 

Ich besitze ein Holzhaus oder vielmehr ein Pseudoholzhaus. Soll heißen: Außen sind 7 cm Blockbohlen und innen ist ein 10 cm Holzständerfachwerk. Ich habe dieses Haus vom Vorbesitzer gekauft, der es zum größten Teil in Eigenregie aufgebaut hat. Ich habe im Jahr 2017 die Dacheindeckung mit einer Blechpfanne erneuert. Der Grund für Blech war die Gewichtseinsparung zugunsten der Traglast der Brettbinder - vorher war Eternit drauf. Ich möchte jetzt die Fenster erneuern sowie die Dämmung der Außenwände verbessern.

Der Wandaufbau sieht folgendermaßen aus:

  • 7 cm Blockbohle
  • von innen dagegen genagelte Dachpappe 
  • 10 cm Fachwerk 
  • darauf die Dampfsperre 
  • und direkt darauf die RiGips-Platten 

Es gibt also keine Lattung zwischen RiGips und Dampfsperre.

Nun besitzt ein Freund von mir ein Holzhaus mit gleichem Aufbau, nur ab der Dampfsperre wurde eine 5 cm für eine Installationsebene gesetzt, darauf dann eine 15 mm OSB-Platte und auf diese dann die RiGips-Platten.

Jetzt meine Frage(n): Könnte ich meine Wand genauso aufbauen? Die RiGips-Platten würde ich auf alle Fälle runternehmen wollen. Wie ich ja schrieb, bin ich der 2. Besitzer. Eigentlich bin ich ständig dabei, "Irgendetwas" zu renovieren und schon sehr häufig über den Pfusch des Vorbesitzers gestolpert. Unter anderem in einem anderen Raum über die mit Dachpappnägeln befestigte und nicht stoßverklebte Dampfsperre sowie sehr nachlässig eingesetzte Isolierung in der Ecke dieses Raumes.

Aus dieser Frage zur erweiterten Isolierung ergibt sich automatisch auch die 2. Frage: Die Fenster sind in einem nicht mehr so tollen Zustand. Die Fenster- und Scheibenrahmen, die Scheiben aber auch, sind so dünn, dass ich im Winter immer sehr stark heizen muss, um Schimmelbildung am Holz und Kondensation an den Scheiben zu verhindern. Ich muss dann Raumtemperaturen fahren, die es mir zwar ermöglichen, mit T-Shirt durch die Räume zu laufen, aber es sind keine Temperaturen, die ich als dauerhafte Wohlfühltemperaturen bezeichnen würde - von den Kosten mal ganz zu schweigen. Deshalb würde ich dann natürlich auch gerne die Fenster erneuern. Ich habe jetzt einen Hersteller gefunden, der diese in gleichem Design und Maß herstellt und immerhin noch einen Wärmedämmwert von bis zu 0,9 schafft. Meine Angst bei den Fenstern ist, dass zu gute Dämmeigenschaften an den Fenstern "kalte Wände" schafft und ich dadurch wieder gezwungen wäre, stärker zu heizen, um das zu vermeiden?

Ich hoffe, sie können etwas Licht in "mein Dunkel" bringen und würde mich über eine Antwort sehr freuen. 

Antwort von Dipl.-Ing. Frank Nowotka 

Sie möchten die Dämmung der Außenwände verbessern. Dann reicht es nicht, den Aufbau so zu wählen, wie Sie ihn beschrieben haben. Ich schlage eine zusätzliche Dämmschicht von etwa 6 bis 8 cm, ausgeführt als Innendämmung, vor. Nachdem Sie die Gipskartonplatten von der Innenseite entfernt haben, sollten Sie auch die Dampfsperre komplett entfernen, da anzunehmen ist, dass es sich nicht um eine luftdicht verlegte Bahn handelt und die Bahn keine feuchtevariablen Eigenschaften besitzt. Danach montieren Sie die Innendämmung lückenlos. Als Dämmstoff kommen z. B. Holzfaserdämmplatten zum Einsatz. Lassen Sie sich vom Dämmstoff-Lieferanten die Funktionstüchtigkeit der Konstruktion bestätigen. Nachdem der Dämmstoff montiert ist, wird über den Dämmstoff eine feuchtevariable Bahn luftdicht verlegt. Beachten Sie die Verarbeitungsvorschriften des Bahnherstellers sehr genau. Auf die verlegte Bahn montieren Sie eine Holzkonstruktion für die Schaffung der Installationsebene (ca. 3 bis 4 cm). Zwischen die Latten können Sie flexible Holzfaserdämmplatten einpassen, was die Dämmwirkung noch verbessert. Raumseitig schließen Sie mit Gipskartonplatten ab, die doppellagig verlegt werden sollten (Steifigkeit, Rissbildung, Behaglichkeit).

Ihre Angst bezüglich der Dämmeigenschaften der Fenster ist nicht unberechtigt, jedoch sollte es Sie von einer Investition in sehr gute neue Fenster nicht abhalten. Werden Fenster mit stark verbesserten Dämmeigenschaften eingesetzt, schafft das natürlich keine "kalten Wände". Aber als Fläche für die Kondensation von Wasserdampf stehen die Fensterflächen nach der Modernisierung nicht mehr zur Verfügung, sodass sich bei gleichbleibender Luftfeuchte ein möglicher Kondensationsprozess auf die Außenwandflächen verlagern kann. Dies lässt sich nur durch eine verbesserte Wärmedämmung der Außenwandflächen und angepasste Lüftung vermeiden. Die relative Luftfeuchte sollte im Winterhalbjahr bei etwa 50 % liegen, was nicht durch verstärktes Heizen, sondern durch häufigeres Lüften geregelt werden muss. Die Fenster sollten erst eingebaut werden, wenn die Gipskartonplatten und die Dampfsperre entfernt sind. Dann wird die Dämmung eingebaut und die feuchtevariable Dampfbremse verlegt. Diese wird am Fensterrahmen luftdicht angeschlossen. Das muss mit dem Fensterlieferanten so besprochen werden.

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