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Expertenrat

Wir wollen Dach und Dachboden dämmen lassen. Ist der geplante Aufbau sinnvoll?

Frage von Christopher S. am 14.07.2024 

Wir lassen aktuell unser Dach nach einem Marderschaden an der Zwischensparrendämmung sanieren. Zur Ausgangssituation. Wir haben zwei Gebäudeteile. Einmal Fachwerk und einen massiven Anbau. Die Spitzböden sind voneinander durch die Giebelwände getrennt. Bis Dato hatten wir ein Kaltdach mit Kehlbodendämmung (Glaswolle mit Alu).

Auf der massiven Seite ist die Kehlbalkendecke nicht mit Balken, sondern mit stehenden, an die Sparren genagelten Brettern hergestellt. Ursprünglich sollte die Dämmung wieder in der Kehlbalkenlage erfolgen, mit Dampfbremse in Schlaufen verlegt. Das ging aber laut Dachdecker nicht wie geplant. Der Aufwand war zu enorm und die Abdichtung der Dampfbremse an den Bestand fraglich bis unmöglich. Nun hat er die Zwischensparrendämmung bis in den First gezogen, mit Dampfbremse in Schlaufen über die Sparren. Somit wird aus dem kalten Kriechboden ein warmer Kriechboden.

Die Giebelseiten sind aber im Mauerwerk nicht 100 % Luft/Winddicht nach außen und zum Wohnraum gibt es jetzt keine Dampfbremse mehr. Nur noch Gipskarton raumseitig, die beschriebene "Kehlbrettlage" als Luftschicht und eine 25 mm OSB Lage oben auf dem Kriechboden, welche aber nicht luftdicht an die Dampfbremse der Sparren angeschlossen ist.

Jetzt stellt sich mir die Frage, ob ich die Giebelseiten möglichst luftdicht mache, damit die Dämmung richtig funktioniert oder ob ich etwas unkontrollierte Luftzirkulation in Kauf nehme, um Feuchteschäden im Kriechboden vorzubeugen?

Zum anderen ist die Frage, ob die OSB-Platten auf dem Kehlboden so abgedichtet werden müssen, dass Sie als Dampfbremse zum Wohnraum fungieren oder brauche ich hier keine Dampfbremse mehr, da ich jetzt einen warmen Kriechboden habe? Bzw. würde sich bei einer Abdichtung nicht ggf. Tauwasser an der Unterseite der OSB-Platten sammeln?

Im Dachgeschoss befinden sich ein Bad und zwei Schlafräume, die auch im Winter in der Regel nur auf 18-19 Grad geheizt werden und es wird auch regelmäßig gelüftet.

Auf der Fachwerkseite wird wieder eine Kehlbodendämmung mit Dampfbremse entstehen. Sollte man hier den Kehlboden mit OSB belegen oder lieber Brettschalung mit Abstand, damit die Dämmung ggf. nach oben in den kalten Dachboden entlüften kann, falls durch das Fachwerk doch irgendwo Luft ungebremst in die Dämmung ziehen kann?

Antwort von Dipl.-Ing. Frank Nowotka 

Ich kann Ihre Frage nur grundsätzlich beantworten, da ich den Aufbau nicht ganz nachvollziehen konnte. Eine Dampfbremse hat die Aufgabe zu verhindern, dass zu viel Wasserdampf aus der beheizten Raumluft in eine gedämmte Konstruktion eindringt. Dabei muss die Dampfbremse so luftdicht verlegt werden, dass keine warme Raumluft in den gedämmten Aufbau einströmen kann.

Der Aufbau, den ihr Dachdecker realisiert hat, ist möglich, sofern eine spezielle feuchtevariable Dampfbremse (z.B. Vario KM Duplex) luftdicht verlegt wird. Für eine bauschadensfrei bleibende Konstruktion ist es ratsam, dass raumseitig eine diffusionsoffene, aber luftdichtende Ebene auf alle Flächen eingebaut wird, die den beheizten Bereich begrenzt.

Dabei sind alle möglichen Leckagen (Installationen, Durchdringungen, Rohre Schornsteine etc.) sauber gegen Luftströmungen von innen nach außen (warm nach kalt) abzudichten. Keineswegs dürfen Sie „etwas unkontrollierte Luftzirkulation“ in Kauf nehmen, da hiermit die Gefahr eines größeren feuchtebedingten Bauschadens in Kaltbereichen des Daches wächst.

Eine Dampfbremse ist immer auf der warmen Seite einer Konstruktion luftdicht einzubauen, niemals auf der kalten. Insofern stellt die OSB-Platte auf der Kehlbalkenlage im ersten Fall lediglich eine Art hölzernen, nicht luftdichtenden Einbau dar, der keine dampfbremsende Funktion mehr hat.

Im zweiten Fall kann die frisch eingebaute OSB-Platte die Funktion einer luftdichten Ebene ausüben. Die Konstruktion darf nicht in den kalten Dachboden entlüften, wenn sie die Räume unter der Kehlbalkenlage beheizen. Dass sie regelmäßig lüften ist gut und richtig, wenn sie dies mehrmals (3-5x) am Tag für 5 bis 10 Minuten tun. Ich empfehle trotzdem noch ein digitales Hygrometer mit Alarmfunktion anzuschaffen (Alarm bei 55 %).


Kommentare

Christopher S.

Es wurde eine variable Dampfbremse raumseitig im Kehlboden zwischen den Sparren so luftdicht verlegt, dass keine feuchte Raumluft ungehindert in die Dämmebene eindringen kann.


Was ich aber definitiv nicht ohne eine komplette Sanierung der Räume realisieren kann, ist eine luftdichte Ebene vom beheizten Raum in Richtung Spitzboden/Kriechboden. Hier sind wie beschrieben nur die Gipskartonplatten mit Tapete und Farbe vorhanden. Und hier erreichen wir sicherlich keine 100%ige Luftdichte. Daher sind meine Bedenken, ob nun an der Dampfbremse im Spitzboden zwischen den Sparren die eventuell raumseitig eindringende, warme Raumluft dort kondensiert und es zu Tauwasseranfall kommen könnte. Das werde ich beobachten und wie schon geraten auch im Spitzboden mit einem digitalen Messgerät überwachen.


Im zweiten Fall, auf der Fachwerkseite, werden wir anstreben, die Dämmebene in der Kehlbodendecke an den Rändern mit der variablen Dampfbremse rundum zu verschließen, sodass die Dampfbremse mit dem OSB Belag obendrauf einen geschlossenen Mantel um die Dämmung bildet. Da die Arbeiten vom Dachboden aus stattfinden, wär etwas anderes auch hier, ohne die Wohnräume komplett zu sanieren schwer möglich. Somit wäre aber die Dämmung luftdicht verschlossen und es kann keine warme Raumluft ungebremst in die Dämmebene eindringen.

Ich hoffe, ich konnte Ihnen hiermit die Ist-Situation noch etwas näherbringen. 

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