Ich habe eine verzweifelte Frage, weil ich diese nicht endende Diskussion über Fassadendämmung und Schimmelbildung technisch / physikalisch nicht verstehe:
Meinung 1)
Gedämmte Fassade = Außenwand wetterbedingt kalt/nass; durch Dämmung bleibt die Wärme von innen drin, Fassade trocknet langsamer, Feuchtigkeit = Schimmelbildung, d.h. "Fassadendämmung fördert Schimmel"
Meinung 2)
Ungedämmte Fassade = Wärme "dringt" bis zur Außenwand, diese ist "wärmer" (als in 1) und deshalb würde die Feuchtigkeit schneller trocknen = weniger Nährboden für Schimmel.
Mein Dilemma: Meine (ungedämmte) Altbau-Immobilie hat keinen Fleck Schimmel, der Neubau mit WDVS (Bj. 2000) ist aussen schwarz (Algen), in der Wohnung konstante Schimmelprobleme...
Sicher sind Sie nicht der einzige Hausbesitzer, der sich über dieses Thema Gedanken macht. Meistens entsteht Schimmel dort, wo Feuchtigkeit aus den Wohnräumen an der kältesten Stelle im Raum kondensiert – das kann die Wand sein, die Fensterlaibung, Wärmebrücken an Außenecken – je nach Baukonstruktion. Grundsätzlich ist es aber so, dass wenn die Wände von außen gedämmt werden, die Innenseite der Außenwand wärmer bleibt, deshalb keine Feuchtigkeit kondensieren kann und Schimmel verhindert wird.
Damit das funktioniert, müssen allerdings einige Voraussetzungen gegeben sein: Zum einen muss die Fassadendämmung fachgerecht angebracht werden, denn Pfusch und Bauschäden können die Ursache für eine Schimmelproblematik sein. Zudem ist ein Haus ein komplexes bauphysikalisches System, wo einzelne Eingriffe, die schlecht oder falsch geplant sind, unangenehme Folgen haben können. So kann zum Beispiel nach einer Fassadendämmung das Fenster der kälteste Punkt sein und sich Feuchtigkeit dort niederschlagen. Einzelne Sanierungsmaßnahmen sollten deshalb immer mit Blick auf das Gesamtsystem Haus ausgeführt werden. Das heißt nicht, dass das Haus nur komplett saniert werden kann. Aber einzelne Sanierungsmaßnahmen sollten gut aufeinander abgestimmt werden. Am besten klappt das mit einem Sanierungsfahrplan Schritt für Schritt vom Energieberater. Und nicht zuletzt muss nach einer Sanierung ausreichend und richtig gelüftet werden, damit die Feuchtigkeit aus den Wohnräumen abtransportiert wird! Denn ein unwillkürlicher Luftaustausch durch Ritzen etc. findet dann nicht mehr statt.
Die Problematik Dämmung versus Schimmel hat unser Experte und Energieberater Andreas Skrypietz auch noch einmal in einem Expertentipp zusammengestellt.
Zu Meinung 1: Eine wetterbedingt feuchte Fassade ist in der Regel nicht der Grund für Schimmelbildung (eher für Algen auf dem Außenputz). Es sei denn, die Feuchtigkeit dringt über Bauschäden bis in die Wohnräume. Ursächlich für Schimmel im Haus ist in der Regel eine zu hohe Feuchtigkeit in den Wohnräumen, die sich an kritischen, d.h. kalten, Stellen niederschlägt.
Schimmel in Neubauten ist übrigens auch keine Seltenheit. Der Auslöser sind oft Feuchtigkeit und Nässe während der Bauphase und auch bauseitige Mängel wie Fehler in der Abdichtung oder Luftdichtheitshülle. Auch Algen sind nicht nur ein Problem der Dämmung, sie treten bei ungünstigen Bedingungen auch an Mauerwerk und Dächern auf. Verhindern lässt sich das durch spezielle Putze mit einer hohen Diffusionsfähigkeit, die die Fassade schnell abtrocknen lassen.