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Expertenrat

Wie können wir einen Bungalow in Holzständerbauweise dämmen?

Frage von Franz T. am 22.09.2022 

Wir möchten einen Holzbungalow für eine Nutzung im Frühling-Herbst (ca. April/Mai - September/Oktober) so herrichten, dass man komfortabel für Wochenende oder mal Ferienwochen drin schlafen kann und dabei in kühlen Nächten nicht sofort friert bzw. kein Barackenfeeling an heißen Tagen erwarten muss.

Das Häuschen besteht aus drei Räumen (Vorraum, Wohnraum, Bad) und ist in Holzständerbauweise in den 1920er-Jahren im Speckgürtel Berlins in der Nähe eines Sees errichtet worden.

Das Ständerwerk ist 75 mm stark und außen mit 22 mm Fichte/Tanne auf Stoß sowie innen mit Nut-Federbrettern ungedämmt verbrettert. Aufgrund der zu verlegenden Leitungen für Elektro und Bad sowie diverser Bausünden (Styroportapete, Styroporplatten an der Holzdecke) werden die Innenwände sowieso aufgenommen.

Dabei stellt sich die Frage, wie der Wandaufbau künftig für die vorgesehene Nutzung idealerweise aussehen könnte. Die Aufnahme der äußeren Verbretterung wäre zur Anbringung einer Dampfbremse und dem Neuaufbau in Form einer hinterlüfteten Fassade auch denkbar, wenngleich der Aufwand steigen würde. Ausreichend Dachüberstand dürfte vorhanden sein (Spitzdach mit Kriechdachboden und Ziegeln).

Im Winter sollte die Hütte als Depot für Pflanzen, also frostsicher und Terrassenmöbel nutzbar sein. Die ca. 8 qm Fenster sind aus der Erbauzeit und sollte nicht erneuert werden (Holzsprossenfenster, einschneidig). Hier wäre nur Neukitten geplant. Die meisten Fenster sind Richtung N, wobei drei Wände durch Nachbarbebauung, Hecke und Baum verschattet stehen. Ab 14/15 Uhr ist das Hüttendach jedoch komplett in der Sonne.

Eine weitere Frage zum Boden: Wegen Setzungen sollte der Boden erneuert werden. Dieser liegt auf den Grundsparren auf. Die Grundsparren sind an einem Pfahlständerwerk ca 25 cm über dem Sandboden angebracht.
Somit wäre es von unten nicht dicht. Das Häuschen soll seinen Charme behalten, daher ist der modernste Umbau nicht zweckmäßig. Jedoch soll eingebrachte Klimakälte und Wärme nicht verpuffen, sondern halbwegs im Haus bleiben.

Durchzugslüften wäre möglich, ebenso könnte eine kleine Heiz-Klima-Kombi eingebaut werden. Für den Einbau eines kleinen Duschbades würde der Wandaufbau wie abweichen? Müsste die Innenwand zum Bad zwecks Duschlärm einen anderen Dämmstoff erhalten?

Wünschenswert wäre, wenn an den Innenwänden zum größten Teil Holz zu sehen bliebe (z. B. Holz auf Gips oder Holz auf OSB. Ggf. nur untere Wandhälfte.

Antwort von Dipl.-Ing. Frank Nowotka 

Um in kühlen Nächten nicht zu frieren bzw. kein Barackenfeeling an heißen Tagen aufkommen zu lassen, ist eine gute Wärmedämmung aller Hüllflächen eine wichtige Voraussetzung. Selbstverständlich muss bei entsprechender Witterung außerdem auch geheizt werden. Und im Sommer sind neben der Wärmedämmung eine optimale Verschattung und eine gute Belüftung in den Nächten erforderlich. Eine Wärmepumpe mit Lüftungsfunktion kann hier sinnvoll sein, verursacht aber im Kühl-/Heizbetrieb einen nicht unerheblichen Energiebedarf.

Wenn die Innenseite der Außenwände, wie sie schreiben, sowieso aufgenommen wird, bietet sich hier das Einbringen von Holzweichfasermatten zwischen dem Ständerwerk an. Eine luftdicht ausgeführte Dampfbremse ist nur auf der Innenseite, also nachdem die Wärmedämmung aus Holzfasermatten eingebracht wurde, zu verlegen. Als Material empfehle ich eine Dampfbremse mit feuchtevariablen Eigenschaften, womit Sie auch bei längeren Aufenthalten auf der sicheren Seite sind. Anschließend kann eine Installationsebene ausgeführt werden, die die elektrischen Installationen aufnimmt. Zum Abschluss können erneut eine Holzverkleidung oder Gipskartonplatten angebracht werden. Dabei ist darauf zu achten, dass die luftdichte Dampfbremse nicht verletzt wird. Diese Konstruktion ist auch für die Außenwände im Bad/Du auszuführen, wobei natürlich noch die Anforderungen an den Feuchteschutz bei der Dusche zu berücksichtigen sind.

Eine Wärmedämmung der Dachkonstruktion ist ebenfalls sinnvoll. Hier wäre eine Dämmung der oberen waagerechten Geschossdecke vom Kriechboden aus mit einer Holzfaserdämmmatte oder aber mit eingeblasenen Zelluloseflocken bzw. Holzfasern denkbar. Sollte man hier nicht in der erwähnten Weise herankommen, bietet sich eine Wärmedämmung von 8 bis 12 cm der Decke von unten an. Der Aufbau folgt analog den Wänden, die luftdichte feuchtevariable Dampfbremse beider Konstruktionen ist luftdicht zu verbinden.

Frostsicher wird das Haus ohne jegliche Beheizung nicht, jedoch wird man nur gelegentlich z. B. mithilfe eines Frostwächters temperieren müssen. Vor allem die einscheibigen Fenster spielen bei der Frage Frostschutz eine Rolle, daher sollte der Einbau von wenigstens zweischeibigen Fenstern mit einem U-Wert um etwa 1,3 in Erwägung gezogen werden.

Wenn der vorhandene Boden aufgenommen werden muss, kommen Sie an die Holzbalken heran. Prüfen Sie, ob alle Holzbalken intakt und trocken sind. Wenn ja, ließe sich mittels Einschubbrett eine Ebene schaffen, auf die Wärmedämmung verlegt werden kann.

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