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Expertenrat

An der Klimamembran bildet sich Feuchtigkeit. Welche Möglichkeiten haben wir neben einer neuen Dampfbremse?

Frage von Mathias Z. am 18.01.2022 

Wir haben ein Haus von 1980 gekauft, wo unserer Annahme nach im Jahre 2000 eine Aufsparrendämmung mit 12 cm PUR durchgeführt wurde. Im Rahmen der Renovierungsarbeiten und Umbauarbeiten haben wir das bewohnte Dachgeschoss mit Glaswolle WLG 32 vollsparrig dämmen lassen. Im Anschluss wurde von der ausführenden Firma eine Klimamembran Würth Vario SD (0,25-5m) als Dampfbremse eingebaut. Nun habe ich das Problem, dass sich gelegentlich leichte Tropfen Tauwasser an allen drei Giebelseiten zeigen.

Das Haus ist komplett von außen mit 3-4 cm Styropor gedämmt. Die Würth Vario-SD ist an und für sich dicht angeschlossen, an die Sparren getackert und an den Übergängen mit Speizaldichtklebstoff verklebt. Ein BDT ergab zwar Leckagen, zurückzuführen auf ein eventuelles Wespennest. Das wäre laut Energieberater per se nicht schlimm, sofern die Folie ohnehin nicht schon zu viel Wasserdampfdiffusion durchlassen würde und es dazu zum Tauwasserausfall in der Dämmwolle käme. Ich sowie der Sachverständige Energieberater denken, dass die reine Abdichtung einer eventuellen kleinen Durchdringung von Wespen in der Dampfbremse, das Problem auf Dauer nicht lösen könne.

Insgesamt gibt es mehrere Durchdringungen, welche während der Sanierungsmaßnahmen verklebt und verdichtet wurden. Darunter drei Dachflächenfenster, welche ebenfalls verklebt und abgedichtet wurden. Danach wurde der Trockenbau installiert.

Der sachverständige Energieberater meinte dazu, dass die Dampfbremse ungeeignet sei, da deren sd-Wert zu viel Kondensat durchließe und eine Rücktrocknung in der Praxis selten funktioniere. Es müsse eine Dampfbremse mit einem sd-Wert von 100 oder noch besser, eine Dampfsperre verbaut werden. Ich mache mir nun Sorgen, dass bei einem Einbau einer Dampfsperre noch viel größere Probleme entstehen könnten. Welche Möglichkeiten hätten wir noch?

Antwort von Andreas Skrypietz von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU)  

Im Gegensatz zu Ihrem Energieberater bin ich schon der Ansicht, dass ein Wespennest die Würth Vario SD Bahn so weit schädigen kann, dass zu viel Feuchtigkeit in den Dämmraum eindringen und damit auch zum Kondenswasserausfall führen kann. Ob Dampfbremsen oder auch Dampfsperren, sie alle reagieren empfindlich auf jede von Art von Leckagen! Es ist beispielsweise auch nicht auszuschließen, dass beim Trockenbau versehentlich die Dampfbremse beschädigt wurde.

Eine Vermutung meinerseits: Ebenso ist es möglich, dass die Anschlüsse der Dampfbremse an die jeweiligen Giebelwände nicht lückenlos erfolgt ist. Vor allem bei geringen Abständen zwischen Sparren und Giebelwand ist das montagetechnisch durchaus eine Herausforderung! Dampfbremsen und auch Dampfsperren müssen in der Regel, wenn der Hersteller keine anderen Angaben macht, mittels einer Anpresslatte an die Giebelwand unter Zuhilfenahme entsprechender Dicht- und Klebstoffe befestigt oder alternativ überputzt werden.

Um der Sache auf den Grund zu gehen, müssten alle diese Punkte vor Ort überprüft werden, was wahrscheinlich nach dem erfolgten Ausbau durch den Trockenbauer nicht mehr möglich sein wird. Es wäre daher zu überlegen, ob nicht eine Untersuchung mittels Luftdichtheitsprüfung in Kombination mit einer Thermografie weiterführend wäre. Denn durch diese Kombination können Leckagen der unterschiedlichsten Art geortet werden.

Es tut mir leid, dass ich Ihnen aus der Ferne nicht wirklich weiterhelfen kann.


Kommentare

Mathias Z.

Vielen Dank für Ihre Antwort. Wenn ich Ihre Antwort lese, habe ich bedenken, ob die Problematik richtig verstanden bzw. vielleicht von mir nicht korrekt geschildert wurde. Zunächst einmal bildet sich kein Wasser an der Dampfbremse, sondern an der giebelseitigen Außenwand im Bereich der Dachüberstände (Traufe).

Ich bitte Sie deshalb, den Sachverhalt noch einmal zu überprüfen und mir erneut einen Expertenrat zukommen zu lassen.

Ein BDT wurde durchgeführt und ergab Undichtigkeiten. Das steht zweifelsohne im Raum. Eine Thermografie wurde ebenso veranlasst.

Dennoch lässt die feuchtevariabel Dampfbremse Vario SD ja innenseitig mehr Feuchtigkeit durch, welche dann durch den Dachaufbau mit Zwischensparrendämmung und Aufsparrendämmung nicht wegkann. Dies wäre ja auch der Fall, sofern die Dampfbremse zu 100 % dicht ist. Ihrer Äußerung nach würde aber die allgemeine anerkannte Regel der Technik, dass innenseitig dichter als außen sein soll, keine Bedeutung mehr zukommen oder verstehe ich das falsch? Sollte die Aufdachdämmung nur einen Sperrwert von  5 m aufweisen, müsste doch schon die Dampfbremse innenseitig einen Sd-Wert von mindestens 50 m haben oder habe ich das falsch verstanden?

Die Firma Würth beschreibt in Ihrer Leistungsbeschreibung, dass eine Altbausanierung mit der Vario SD für die Sanierung von außen geeignet ist. (Bei zu hohen Feuchteeintrag ist die Folie per se nicht zu nutzen.) In den Informationsschreiben auf der Internetseite der Firma Würth werden für den Innenausbau zum Erstellen einer Luftdichtheitsebene andere Produkte empfohlen.

Das Ganze kommt natürlich jetzt erst zu tragen, nachdem die Probleme entstanden sind. Zum Zeitpunkt des Ausbaus, hat man ja noch der ausführenden Firma geglaubt.

Andreas Skrypietz von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU)

Danke für die weiterführenden Informationen. Zunächst eine Vorbemerkung: Im Rahmen dieses Forums beantworte ich alle Anfrage aus der Ferne, ich bin also vielfach auf Vermutungen und Annahmen angewiesen. Aber grundsätzlich bewegen sich alle meine Äußerungen und Empfehlungen im Rahmen der sogenannten „allgemein anerkannten Regeln der Technik“. 

Nun zu Ihren Punkten: Die Wütop SD Vario der Fa. Würth ist durchaus für die Verlegung im Innenbereich geeignet (siehe Montageanleitung). Mit einer Einschränkung: Sie ist nicht für Feuchträume geeignet! Feuchträume sind zum Beispiel Küchen oder Badezimmer. Sollten sich diese in Ihrem ausgebauten Dachbereich befinden, hätten Sie und die Firma, die dies eingebaut hat, ein viel großes Problem! Bei einem Wohnraum wie Schlaf-, Wohn- oder Kinderzimmer etwa fällt nicht so viel Feuchtigkeit an, es sei denn, Sie hätten zahlreiche Aquarien oder Ahnliches. 

Zu Ihrer eigenen Sicherheit: Sie können ja mal die Luftfeuchtigkeit in Ihren Räumen überprüfen. Wenn diese regelmäßig unterhalb von 70 % rel. Luftfeuchtigkeit bleibt, bewegen Sie sich im Leistungsbereich der Wütop SD Vario.

 Das Wasser an der Giebelwand im Bereich der Traufe: Auch hier muss ich wieder einige Fragen stellen: Wurde der Bereich zwischen dem letzten Sparren und der Giebelwand beim nachträglichen Dämmen der Zwischenräume zwischen den Sparren genauso gedämmt wie alle anderen Bereiche? Dies wird schon mal „vergessen“. Denn dieser Bereich ist oft eng und es ist zeitlich aufwendig, den Dämmstoff dort richtig einzubauen. Ist dies der Fall, haben wir dort eine sogenannte „Wärmebrücke“. Die Wärme kann dort leichter nach draußen gelangen als in den anderen Bereichen. Da die Natur die Temperaturunterschiede zwischen kalt und warm immer ausgleichen will, strömt die warme Luft verstärkt in Richtung dieser Stelle. 

Zudem sprachen Sie davon, dass Ihr Haus von außen gedämmt ist. Auch hier habe ich eine Frage: Wurde die Außendämmung bis zur Mauerkrone der Giebelwand hochgezogen? Wenn Ihr Dachüberstand verkleidet ist, wird eine nachträglich aufgebrachte Außendämmung oft nur bis zu dieser Verkleidung montiert, das spart Zeit und Geld. Aber auch dadurch kann es zu einer Wärmebrücke kommen. Folge beider Fehler: Dieser Bereich der Wand kühlt aus, es bildet sich Kondenswasser, da kalte Luft bekanntlich wendiger Wasser aufnehmen kann.

Auch dies ist nur eine Vermutung meinerseits, würde aber erklären, warum es im Bereich der Giebelwand zu einem Kondenswasserausfall kommt. Auch hier könnten Sie selber überprüfen, ob meine Vermutung in die richtige Richtung geht: Mithilfe eines Infrarotthermometers die Oberflächentemperatur innenseitig auf der Giebelwand messen. Zum einen an irgendeinem Punkt abseits des Traufbereiches und anschließend im Bereich der Traufe. Beide Temperaturen sollten annähernd gleich sein, sollte die Temperatur im Traufbereich deutlich absinken, wäre dies ein Hinweis für meine Vermutung. Ein Infrarotthermometer gibt es oftmals bei einer Verbraucherberatung, einem Energieversorger oder einem Baumarkt zum Ausleihen.

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Bitte beachten Sie: Unser Expertenrat "aus der Ferne" kann den Vor-Ort-Termin mit einem Energieberater oder Sachverständigen nicht ersetzen. Wir beantworten alle Fragen nach bestem Wissen, aber nicht rechtlich verbindlich, und übernehmen keine Haftung. Die Experten liefern einen Anhaltspunkt, wie eine Lösung des jeweiligen Problems aussehen könnte und welche Fragen der Hausbesitzer dazu noch klären muss.
 
 
 
 

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