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Expertenrat

Was ist der Grund für Kondenswasser nach einer Dachsanierung?

Frage von André Z. am 11.11.2016 

Ich habe vor ca. 5 Jahren mein Dach mit einer 100 mm dicken Aufsparrrendämmung isolieren lassen. Im ersten Jahr war scheinbar alles i.O. Im Zweiten stellten wir fest, dass alle Türen und Fenster einschließlich Dachfenster sehr stark mit Kondenswasser behaftet waren, sobald es ca. 5 Grad Außentemperatur hatte. Im Winter, bei kälteren Temperaturen hatten wir dann sogar starken Eisbefall an Haustür und Fenster. Die Haustür war am stärksten betroffen. Ich ließ diese daraufhin mit neuen Dichtungen ausstatten, aber das brachte keinen großen Erfolg.

Meine Nachbarin hat an ihrem Haus das gleiche machen lassen und hat keinerlei Probleme. An was kann das liegen? 

Antwort von Dipl.-Ing. Frank Nowotka 

Die Ursache für die beschriebene Kondenswasserbildung ist ein zu geringer Luftaustausch im Gebäude. Wahrscheinlich wurde durch den Einbau der Aufsparrendämmung, wenn die Handwerker alles richtig gemacht haben, die Luftdichtheit der gedämmten Dachkonstruktion erhöht. Dadurch verringerte sich der natürliche Luftdurchsatz im gesamten Gebäude. Der vor der Dämmmaßnahme vorhandene stetige Lufttransport von unten nach oben (Luftaustritt zum ehemals luftdurchlässigen Dach, Lufteintritt durch Keller- bzw. Erdgeschossfenster) wurde teilweise oder ganz unterbrochen. Mit dem verringerten Luftaustausch erhöht sich nach und nach der Wasserdampfanteil in der Raumluft. 


Dass das Auswechseln der Dichtungen keinen Erfolg brachte, ist nachvollziehbar, denn der Dichtungsaustausch hat ja primär zum Ziel, die Luftdichtheit einer Tür oder eines Fensters noch zu erhöhen. Eine verbesserte Luftdichtheit verringert jedoch den Luftaustausch und erhöht die Luftfeuchtigkeit weiter. Mit anderen Worten: Wenn eine Zunahme der Luftfeuchtigkeit im Haus beobachtet wird (Angezeigt durch Tröpfchenbildung auf Verglasungen, ggf. Eisblumen), sollten Maßnahmen ergriffen werden, die den Luftaustausch intensivieren. Das könnte z.B. mit einer Entfernung der Dichtungen aller Türen und Fenster erreicht werden. 


Allerdings würde sich eine solche Entscheidung auf den Luftaustausch bei allen Wetterlagen und besonders bei Temperaturunterschieden, wie wir sie im Winter haben, auswirken. Ein wahrscheinlich viel zu intensiver Luftaustausch wäre die Folge, die Raumluft könnte zu trocken werden, der Heizwärmebedarf würde erheblich ansteigen. Bei einer (angestrebt) luftdichten Gebäudehülle mit dicht schließenden Fenstern und Türen sowie einer Zentralheizung (ohne Einzelöfen in den Räumen) muss stattdessen ein ausreichend großer Luftwechsel durch aktive Lüftung herbeigeführt werden. 


Dazu empfiehlt es sich elektronische Hygrometer (Messegräte für die Raumluftfeuchtigkeit) anzuschaffen und in der kalten Jahreszeit immer dann zu lüften (Fenster für 5 Minuten weit auf), wenn die auf den Geräten angezeigte Feuchte etwa 55% übersteigt. Halten Sie die Türen zu weniger beheizten Räumen (Schlafräume, Gästezimmer) geschlossen. Lassen sie keine erwärmte Luft aus den beheizten Räumen in weniger beheizte Räume „auswandern“, auch nicht in Flur. Beheizen Sie den Flur mit eigenem Heizkörper.

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