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Expertenrat

Wie dämme ich die Wände im Keller richtig, ohne Feuchteprobleme zu bekommen?

Frage von Timo B. am 04.12.2023 

Wir möchten unseren Keller als Wohnraum nutzen. Ein Zimmer soll ein Gästezimmer werden, eines ein Homecinema. Wir haben das Haus gerade erst gekauft, die beiden Kellerräume wurden von unseren Vorbesitzern bereits als Wohnraum (Schlafzimmer) genutzt, allerdings ohne Dämmung, das würden wir gern ändern.

Das Haus ist geklinkert und rundrum neu gepflastert. Daher kommt eine Auskofferung und Dämmung von außen nicht infrage. Wir möchten also von innen Dämmen.

Das Haus ist auf einem 60 cm großen Sockel gebaut, daher befinden sich auch Fenster (100x40cm) in den Räumen. Und die gemauerten Wände sind mit Binderfarbe gestrichen.

Ich habe bereits versucht, mich schlau zu lesen, aber ich finde keine richtig zutreffende Antwort auf meinen speziellen Fall.

Im Gästezimmer dachte ich an 4-6 Styropor- oder Styrodur-Platten, die ich einfach vollflächig auf die Außenwand klebe und dann mit Rigips verblende. Oder gleich Rigips/EPS-Verbundplatten, diese sind aber meist nur 12,5 Rigips und 30mm EPS. Reicht das? Welce Stärke ist zu empfehlen? Benötige ich dann noch eine zusätzliche Dampfsperre? Man liest so vieles - einige sagen ja, andere nein.

Der Zweite Raum ist etwas spezieller, das Homecinema, da es natürlich diverser Kabel benötigt und ich gern die Kabel verstecken möchte. Und was in dem Homecinema Raum dazu kommt, ist eine Schalldämmung für Nachbarn und damit meine Frau nicht immer vom Sofa fällt, wenn Thor seinen Hammer fallen lässt :-)

Daher habe ich da an ein Holzlatten-Ständerwerk mit Steinwolle gedacht, da das ja auch Geräusche gut dämmt. Und dann gibt es ja auch z.B. von Knauf das Silentboard oder Sonicboard oder von Rigips "die Blaue". Braucht es hier eine Dampfsperre?

Dann wäre es möglich, Leerrohre einzuziehen, was ja auch mit einer Dampfsperre und guter Abdichtung möglich wäre.

Oder sollte man auch XPS oder EPS platten nehmen? Dann könnte man für Leerrohre etwas aussparen und die Rohre mit PU-Schaum einkleben und das ganze mit Schallschutz-Rigipsplatten verkleiden. Müsste bei der zweiten Variante auch eine Dampfsperre rein?

Antwort von Dipl.-Ing. Frank Nowotka 

Für die Anbringung von Dämmstoffen ist eine trockene Kellerwand Voraussetzung. Ihre Überlegung, vollflächig Styropor-Platten anzubringen, halte ich für richtig. Allerdings empfehle ich Ihnen, sich für Verbundplatten zu entscheiden, die verschiedene Vorteile besitzen.
Es gibt sie nach meinem Kenntnisstand auch mit 60 und 80 mm Styropor, in Ihrem Fall empfehle ich 80 mm Styropor WLG 032 plus 12,5 mm Gipskartonplatten. Bei der Verbundplatte kleben Sie in einem Arbeitsgang mittels Ansetzbinder. Eine Dampfsperre benötigen Sie hier nicht, diese Aufgabe erfüllt bereits das Styropor.


Bitte informieren Sie sich über die Details der Verlegung (Stichwort Wärmebrücken, insbesondere im Bereich der Fenster und Raumecken) beim Hersteller der Verbundplatten. Ebenso wichtig ist die luftdichte Montage. An keiner Stelle darf die Verbundplatte durch Raumluft hinterströmbar sein. Daher sind an den Rändern zu anderen Bauteilen dauerelastische Dichtungsmittel auszuführen.


Beim Homecinema kommt die Aufgabe Schallschutz hinzu, was einen anderen Aufbau verlangt. Ihre Überlegung, hierfür Steinwolle einzusetzen, ist ebenfalls richtig, allerdings sollten dann auch die Montagelatten mittels untergelegter schalldämpfender Materialien montiert werden.


Mineralwolle mit einer Stärke von 6 bis 8 cm verlangt eine Dampfbremse mit feuchtevariablen Eigenschaften. Diese muss luftdicht mittels der dafür vorgesehenen Befestigungsmittel verlegt und darf nicht unterbrochen werden. Installationen gehören in eine sogenannte Installationsebene zwischen der mit Abstand verlegten Gipskartonplatte und der feuchtevariablen Dampfbremse.

 

 
Die Anwendung von Schallschutzplatten ist sinnvoll, hat aber keinen Einfluss auf die Wärmedämmung.


Kommentare

Timo B.

Ich hatte schon eine Frage gestellt bezüglich der Innendämmung zweier Kellerräume, Sie antworteten mit:

Antwort von Dipl.-Ing. Frank Nowotka
Für die Anbringung von Dämmstoffen ist eine trockene Kellerwand Voraussetzung. Ihre Überlegung, vollflächig Styropor-Platten anzubringen, halte ich für richtig. Allerdings empfehle ich Ihnen, sich für Verbundplatten zu entscheiden, die verschiedene Vorteile besitzen.
Es gibt sie nach meinem Kenntnisstand auch mit 60 und 80 mm Styropor, in Ihrem Fall empfehle ich 80 mm Styropor WLG 032 plus 12,5 mm Gipskartonplatten. Bei der Verbundplatte kleben Sie in einem Arbeitsgang mittels Ansetzbinder. Eine Dampfsperre benötigen Sie hier nicht, diese Aufgabe erfüllt bereits das Styropor.
Ich habe noch mal 2, 3 Fragen dazu.

- Sie schrieben, dass meine Überlegung mit Styropor gut ist. Ist es besser, Styropor oder Styrodur zu nehmen?

- Zudem habe ich gesehen, es gibt Styropor/Styrodur Expansionskleber, ähnlich "Bauschaum". Kann ich diesen auch verwenden? Ich finde diesen recht praktisch. Oder ist es besser, Ansetzbinder/-kleber zu verwenden?

- Und ich muss noch einmal nachfragen, da ich etwas verunsichert bin, da einige Kollegen/Freunde immer noch sagen, dass man den Taupunkt verschiebt, wenn man von innen dämmt und somit Schimmel provoziert. Ich habe versucht, im Netz etwas Brauchbares zu finden, aber nicht so richtig etwas dazu gefunden. Ich ging immer davon aus, dass der Taupunkt eher ein Mythos ist. Und wenn man von innen dämmt und eine Dampfsperre verwendet  bzw. Material verwendet, welches solche Eigenschaften hat wie Styropor und Styrodur, dann würde kein Schimmel entstehen - sofern die Wände beim Dämmen trocken sind.

- Eine letzte Frage hätte ich noch, ist es besser oder egal, Rigips oder OSB-Platten zu verwenden?

Dipl.-Ing. Frank Nowotka

Wenn man davon absieht, dass Styrodur deutlich teurer ist, ist es prinzipiell egal. Allerdings kenne ich keinen Hersteller, der Gipskartonverbundplatten in der Kombination mit Styrodur anbietet.

Sie können auch andere Kleber verwenden, z. B. sogenannten Dämmstoffkleber auf der Basis von PU-Schaum. Die Verarbeitung ist aber etwas schwieriger. Es ist immer mit einer Expansion des Klebers zu rechnen, weshalb die fluchtgerechte Montage schwieriger ist als bei der Verwendung von mineralischem Kleber bzw. Ansetzbinder.

Die Diskussion um den Taupunkt bzw. dessen Lage ist mindestens so alt, wie es Dämmstoffe im Wohnbau gibt. Der Taupunkt ist kein Mythos, es gibt den Vorgang der Kondensation von Wasserdampf in der Konstruktion wirklich. Und dort, wo zu viele Wasserdampfmoleküle auf einmal sind, kann es auch eine Tröpfchenbildung (Tauwasser) in der Konstruktion geben. Aber dies ist bei einer Innendämmung mit Styropor weitgehend ausgeschlossen, wenn der Dämmstoff lückenlos (auf allen Außenwandabschnitten) und hinterströmungsfrei auf die zu dämmende Wand geklebt wird. 

Die sogenannte Diffusion von Wasserdampfmolekülen wird durch Styropor (wie bei einer separat angewendeten Dampfbremse) so weit gedrosselt, dass eine zu hohe Konzentration von Dampfmolekülen in der Regel nicht stattfinden kann. Außerdem ist eine Rücktrocknung in den Raum möglich. Allerdings sollte in dem dann innengedämmten Raum die relative Luftfeuchtigkeit für längere Zeit nicht über 55 bis 60 % liegen (ausreichend oft und zum richtigen Zeitpunkt lüften).

Ich empfehle Ihnen, Verbundplatten (Gipskarton plus Styropor schon industriemäßig verklebt) zu verwenden, da stellt sich die Frage nach der OSB-Platte nicht.

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