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Expertenrat

Welches WDVS ist geeignet für einen Fachwerk-Altbau?

Frage von Thomas C. am 31.03.2015 

Welches WDVS ist geeignet für einen Fachwerk-Altbau? Wir bauen ein 100 Jahre altes Haus um und möchten die Fassade dämmen und verputzen. Das Haus ist gebaut in Fachwerk-Bauweise mit Lehmausfachung (nicht denkmalgeschützt). Die Frage ist, welche Dämmung eignet sich für solch einen Aufbau? Wir haben uns mehrere Handwerker eingeladen und auch den Statiker befragt. Aber alle sagen etwas anderes. Ein Handwerker arbeitet mit Holzfaser-Einblastechnik und argumentiert, dass durch die Diffusionsoffenheit sichergestellt ist, dass das Fachwerk nicht feucht wird und fault. Ein anderer arbeitet mit Steinwolle und sagt, dass die Einblas-Technik zwar gut und schön ist, aber SEHR teuer und unnötig. Er würde Steinwollplatten auf das Fachwerk verkleben. Der Statiker sagte, er würde eine hinterlüftete Fassade machen, um die Feuchtigkeit abzutransportieren. Was stimmt denn nun? Wo finde ich zusätzlich unabhängigen Expertenrat? 

Antwort von Dipl.-Ing. Frank Nowotka 

Es ist gut, dass Sie sich mit mehreren Konzepten auseinandersetzen. So werden Sie erkennen, dass alle Befragten grundsätzlich funktionierende Systeme favorisieren – entsprechend der gewählten Baustoffe, mit denen sie Geschäfte machen, oder entsprechend der Denkschulen. Alle gehen von folgendem grundsätzlichen, bauphysikalisch funktionierendem Aufbau aus:

  • Auf der gegebenen Außenwand wird ein Dämmstoff z.B. durch Kleben (Mineralwolle, Holzfaserdämmplatten) oder verlorene Schalung (eingeblasene Zellulose) aufgebracht. Dabei spielt die Art des Dämmstoffes eine untergeordnete Rolle. Ob es sich nun um Holz- oder Zellulosefasern, Mineralwolledämmplatten oder sogar Styroporplatten handelt – entscheidend ist, dass die Dämmstoffe hinterlüftungs- und wärmebrückenfrei in der erforderlichen Stärke auf die Wand aufgebracht werden. Natürlich muss die Tragfähigkeit des Untergrundes gegeben sein – aber dafür gibt es immer eine Lösung.
  • Auf den angebrachten Dämmstoff wird dann entweder 
  1. ein armierter Grundputz aufgezogen, der mit einem Edelputz je nach Farb- bzw. Struktur-Wunsch abgeschlossen wird, oder,
  2. eine Haltekonstruktion ein- bzw. aufgebracht, die Elemente für eine hinterlüftete Fassade (Holz, Faserzement, Bleche etc.) tragen kann.

In beiden Fällen liegt der Dämmstoff (unabhängig von seiner Art) dicht auf der zudämmenden Wand. Die Abfuhr von diffundierendem Wasserdampf erfolgt bei der geputzten Variante (WDVS) durch den Dämmstoff und danach durch den Putz an die Außenluft, der daher auch diffusionsoffen ausgeführt werden muss. Im Falle der Dämmung mit einer hinterlüfteten Fassade erfolgt die Wasserdampfabfuhr durch den Dämmstoff und ggf. eine diffusionsoffene, aber windundurchlässige Bahn. Der Wasserdampf wird anschließend in der Belüftungseben vor dem Fassadenelement nach oben abgeführt.

Unabhängig vom eingesetzten Dämmstoff muss der äußere Abschluss des Dämmsystems so beschaffen sein, dass ein Schlagregen weder zur Durchfeuchtung des Dämmstoffes, noch der zu dämmenden Wand führt. Beide Systeme funktionieren – wenn die dafür geeigneten Materialien richtig verarbeitet werden – auch bei einem zu dämmenden Fachwerk!

Unabhängigen Rat bekommen Sie bei einem Ingenieur, der im Rahmen der Energieberatung der Verbraucherzentralen tätig ist, oder im Rahmen der staatlich geförderten Vor-Ort-Energieberatung.

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Bitte beachten Sie: Unser Expertenrat "aus der Ferne" kann den Vor-Ort-Termin mit einem Energieberater oder Sachverständigen nicht ersetzen. Wir beantworten alle Fragen nach bestem Wissen, aber nicht rechtlich verbindlich, und übernehmen keine Haftung. Die Experten liefern einen Anhaltspunkt, wie eine Lösung des jeweiligen Problems aussehen könnte und welche Fragen der Hausbesitzer dazu noch klären muss.
 
 
 
 

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